Nadis, Kundalini und Chakra

Chakra, Nadis und Kundalini

Nadis, Kundalini und Chakra - Erleutertung

Nadis, Kundalini und Chakra – Erleutertung

Der menschliche Körper ist eine Miniatur des Weltalls. Seele und Körper werden durch die kosmische Lebensenergie, Prana, mit Vitalität und Kraft versorgt. Prana bewegt sich in feinstofflichen, subtilen Bahnen, den Nadis. Der Wortstamm „Nad“ bedeutet „Fluss“ oder „Bewegung“. 72.000 Nadis bilden ein feines Netz von Leitbahnen, die sich über den gesamten Körper erstrecken. Der Begriff „Chakra“ wird übersetzt mit „Rad“ oder „Wirbel“ Es handelt sich dabei um sieben dynamische Energiezentren im subtilen Körper. Jedes einzelne Chakra ist Ausgangspunkt für tausende Nadis, die strahlenförmig nach außen strömen. Hellsichtige interpretieren diese Erscheinungen oft als Blüten. Aus diesem Grund werden Chakras häufig als Blüten mit Blütenblättern dargestellt. Ida-Nadi, Pingala-Nadi und Sushumna-Nadi sind die feinstofflichen Hauptenergiekanäle. Ida-Nadi, durch den der negativ geladene Energiestrom fließt, entspringt im Wurzelchakra an der Basis der Wirbelsäule und endet am linken Nasenloch. Durch ihn strömt beruhigende und kühlende Mondenergie. Er wird mit dem Fluss Ganges in Verbindung gebracht. Ida-Nadi repräsentiert den weiblichen Pol. Zu starke Aktivität in Ida kann Müdigkeit, Lustlosigkeit, Kreislaufschwäche und depressive Verstimmung hervorrufen. Ein Ausgleich ist durch spezielle Atemtechniken möglich. Pingala-Nadi drückt den männlichen Aspekt aus und wird dem Fluss Yamuna zugeordnet. Durch ihn fließt positiv geladene Sonnenenergie, die aktivierend und wärmend auf den Körper wirkt. Der Ausgangpunkt Pingalas ist der Gleiche, wie der Idas. Jedoch endet er am rechten Nasenloch. Ist der Energiestrom durch Pingala zu stark, kann dies zu Gereiztheit, Schlaflosigkeit, Nervosität und Herzproblemen führen. Auch hier können Varianten der Nasenwechselatmung entgegenwirken. Ida und Pingala versorgen den Körper mit Energie, die zur Bewältigung der Aufgaben im Hier und Jetzt benötigt wird. Sie bewegen sich von ihrem Ausgangspunkt aufwärts und umkreisen den Hauptenergiekanal Sushumna. Dabei kreuzen sie sich in den Chakras. Sushumna-Nadi entspricht auf der physischen Ebene dem Rückenmark. Er ist astraler Energiekanal und für die spirituelle Entwicklung des Menschen von Bedeutung. Durch Meditation, spezielle Yogatechniken und Chakra-Arbeit ist die Aktivierung des Energieflusses in Sushumna und damit das Erreichen höherer Bewusstseinszustände möglich. In Indien bezeichnet man ihn daher auch als Brahma-Nadi, der zu Gott führt. Sushumna ist gewissermaßen der „Highway“ auf dem sich Kundalini, die Schlangenkraft, den Weg zu höchster Erkenntnis vom grobstofflichen Wurzel- zum feinstofflichen Kronenchakra bahnt. Die Schlangengöttin, Kundalini, ruht zunächst dreieinhalb Mal um das Wurzelchakra geschlängelt (kundala bedeutet „zusammengerollt“). In dieser Form symbolisiert sie das enorme Entwicklungspotenzial des Menschen, schöpferische Energie, die weibliche Urkraft, Shakti, und die evolutionäre Kraft im menschlichen Bewusstsein. Wie ist es möglich, die schlummernde Kundalini zu wecken? Dazu existieren einige Theorien:

1.) Die Erweckung kann durch einen Guru, bei dem die Kundalini bereits erwacht ist, hervorgerufen werden. Seine oberen Chakras sind sehr dominant. Die Energiezufuhr, die dem Schüler dadurch zuteilwird, kann auch dessen Kundalini aktivieren.

2.) Kundalini ist sexueller Natur. Deshalb besteht die Möglichkeit, durch raffinierte Sexualpraktiken, die einen Bruchteil der tantrischen Lehre ausmachen, das Erwachen der Kundalini herbeizuführen.

3.) Dem siebten Chakra ist die Epiphyse, welche das Hormon Melatonin produziert, zugeordnet. Melatonin beeinflusst Traumerinnerung, Visionen, Halluzinationen und Hellsichtigkeit positiv. Diese Theorie besagt, dass Kundalini-Visionen chemische Vorgänge sind und durch den Kreislauf von Neurotransmittern verursacht werden. Möglich wäre demnach die Erweckung auch durch Drogen wie Kaffee, Marihuana oder halluzinogene Substanzen.

4.) Wenn sich Schwingungen im Körper synchronisieren, kann das „Ent-Wickeln“ der Kundalini die Folge sein. Eine derartige Synchronisation von Herzschlag, Gehirnwellen und Atmung, die diverse Zentren des Gehirns anspricht, kann durch Meditation, rhythmisches Atmen, den Einsatz von Klangschalen oder puren Zufall entstehen.

5.) Fließt die Energie in allen Chakras frei und sind diese durch einen blockadefreien Kanal verbunden, kann Kundalini ganz natürlich aufsteigen.

Ist die Kundalini geweckt und entrollt sich, klettert sie entlang des Sushumna-Nadi aufwärts. Auf ihrem Weg durchwandert sie alle Chakras, aktiviert und verbindet sie miteinander. Sind zu diesem Zeitpunkt alle Chakras frei und energiereich und wird die Kundalini sanft geweckt, entstehen angenehme Bewusstseinszustände und die Erfahrung von Kraft und Erkenntnis. Stößt die Kundalini beim Aufstieg jedoch durch blockierte Chakras, kann alles darin Gefangene wie zum Beispiel Traumata, Erschütterungen und Erfahrungen ans Tageslicht kommen. So besteht die Möglichkeit des Auftretens von Schlafstörungen, Ängsten und depressiver Verstimmungen. Alle Lebensenergien werden komplett neu geordnet. Das Aufsteigen der Kundalini hat die Aktivierung des Energieflusses durch die drei Hauptenergiekanäle und damit gute Gesundheit, starke Abwehrkräfte, Befreiung von Schmerzen und Anregung der schöpferischen Kraft zur Folge. Das Höchste Ziel ist die Erreichung des Sahasrara. Dort vereinigen sich Shiva und Shakti (männliche und weibliche Urenergie). Das bedeutet nichts anderes, als dass Kundalini ureigene göttliche und gleichzeitig zutiefst menschliche Energie ist. Sie schenkt die Kraft, über die Dualität zur Ganzheit zu finden. Der Mensch ist damit in der Lage, in Verbindung mit dem kosmischen Bewusstsein zu treten und Samadhi, dem Zustand höchster Erkenntnis zu erleben. Die Schlange ist das archetypische Symbol für Erleuchtung und Unsterblichkeit. Ein modernes Symbol der Heilung, der Äskulapstab, ist eine eindeutige Darstellung von Ida, Pingala und Sushumna, die sich in den Chakras kreuzen. Chakras, die sieben Energiezentren des Körpers, besitzen, bildlich dargestellt, jeweils eine Wurzel auf Sushumna-Nadi, einen Stiel, in dem eine Drüse liegt und eine Blüte. Wurzel und Drüse befinden sich im physischen Körper. Der imaginäre Stiel durchläuft den physischen sowie den Lichtkörper, die Aura. Die Blüte öffnet sich an der äußeren Hülle des Lichtkörpers. Das grobstofflichste aller Chakras ist das Muladhara-Chakra oder Wurzelzentrum. Das Bewusstsein in diesem Chakra richtet sich auf das Überleben. Themen wie Gesundheit, Geld, Familie, Fortpflanzung, Natur, Erde, Standfestigkeit und Erdung spielen hier eine Rolle. Die Wurzel befindet sich am Steißbein. Der Stiel führt durch die Ovarien beziehungsweise die Prostata. Die vierblättrige Blüte öffnet sich am Damm und zeigt zur Erde. Svadhisthana, das zweite Chakra ist bekannt als unser Wasserzentrum. Die Wurzel sitzt zwischen Kreuzbein und 5. Lendenwirbel. Der Stiel beherbergt die Nebennieren. Die sechsblättrige Blüte öffnet sich zwischen Schambein und Bauchnabel nach vorne. Wasser, Wachstum, Genuss, Sinnlichkeit, Sexualität, Flexibilität, Mobilität, Bewegung und Wandel sind Themen dieses Chakras. Das dritte Chakra ist unser Sonnengeflecht, das Manipura-Chakra. Hier spielen Willenskraft, Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Unabhängigkeit, Feuer, Energie, Humor, Erfindungsgeist, Technik, Transformation aber auch Macht und Gewalt eine Rolle. Der Ursprung liegt zwischen dem 1. Lenden- und dem 12. Brustwirbel, wobei der Stiel die Bauchspeicheldrüse trägt. Zwischen Bauchnabel und Brustbein öffnet sich die zehnblättrige Blüte nach vorne. Den Übergang vom grobstofflichen zum feinstofflichen Bereich bildet das vierte, das Herz- oder Anahata-Chakra. Die Wurzel liegt zwischen dem 6. und dem 7. Brustwirbel. Der Stiel führt durch die Thymusdrüse und die Öffnung der zwölfblättrigen Blüte zeigt sich an der Kuhle des Brustbeins. Mitgefühl, Leichtigkeit, das innere Kind, Luft, bedingungslose Liebe, Einheit, Heilen, Atem und Beziehungen sind vordringliche Themen des Herz-Chakras. Chakra fünf, das Vishuddha-Chakra oder Kommunikationszentrum, hat seine Wurzel zwischen dem 5. und 6. Halswirbel. Sein Stiel beinhaltet die Schilddrüse und es öffnet sich mit einer sechzehnblättrigen Blüte am Kehlkopf nach vorne. Bei Blockadefreiheit und Vitalität dieses Chakras ist der Mensch kreativ, kann seine Gedanken und Gefühle gut ausdrücken, besitzt die Fähigkeit, zuzuhören, ist in der Lage, gewaltfrei zu kommunizieren. Für ihn spielen Rhythmus, Singen und Tanzen eine große Rolle. Das Element dieses Chakras ist Äther. Es steht in Verbindung mit dem Klang und der Schwingung. Auch telepathische Fähigkeiten werden ihm zugeordnet. Ajna-Chakra, das sechste Chakra wird auch als das Intuitionszentrum bezeichnet. Dessen Ursprung findet sich in der Mitte des Gehirns. Die Hypophyse liegt in seinem Stängel und es öffnet sich mit einer zweiblättrigen Blühte am dritten Auge nach vorne. Zu seinen Themen gehören das Lernen, Lesen, Vorstellungskraft, Fantasie, Visionen, Intuition, das Sehen (auch Hellsehen), Farbe, Licht und das Visualisieren. Das feinstofflichste aller Chakras und der Höhepunkt der siebenteiligen Reise bildet das Sahasrara-Chakra. Es wird auch tausendblättriger Lotus oder Kronen-Chakra genannt. Seine Wurzel befindet sich in der Epiphyse und es öffnet sich an der Fontanelle nach oben. Dieses Chakra ist Ausdruck unseres Bewusstseins, des allumfassenden Denkens, der Weisheit, des Verständnisses, der Erfahrung der inneren Stille, der Meditation und des Wissens um die universelle, göttliche Kraft.

Das Praktizieren zahlreicher Yogatechniken, das Rezitieren bestimmter Bija-Mantras aber auch der Einsatz von Farben ermöglichen es, Energie in die entsprechenden Chakras zu führen, sie zu stärken und so den Gesundheitszustand zu verbessern.

Die Tabelle veranschaulicht diese Zusammenhänge:

nadis

Katrin Burga Steiner – Yogalehrerin BDY/EYU

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