Die Skanda-Purana beschreibt die Geschichte von
Parvati in der Gestalt Satis: Sati verliebte sich in den eindrucksvollen, aber draufgängerischen Gott Shiva.
Die beiden heirateten heimlich. Satis Vater, Daksha, entwickelte sofort eine Abneigung gegen seinen antiautoritären Schwiegersohn.
Als Daksha eine wichtige religiöse Opferzeremonie durchführen wollte, lud er das Paar bewusst nicht zu den Festlichkeiten ein. Daraufhin stellte Sati ihren Vater zur Rede und musste sich dessen Erklärung anhören, die ihr natürlich überhaupt nicht gefiel.
Verärgert und beleidigt ließ sie Daksha wissen, dass sie von nun an nicht mehr seine Tochter sein wolle. Der Einspruch ihres Vaters war vollkommen zwecklos. Sati war so erbost, dass sie beschloss, sich selbst zu verbrennen, um als Göttin Parvati wiedergeboren zu werden und Shiva erneut—und ohne Hindernisse—heiraten zu können.
Als ihr Ehemann davon hörte, schickte er seine Boten, um sie aufzuhalten. Aber es war bereits zu spät und Sati hatte sich in die Flammen geworfen.
- Wie Parvati zu Gauri wurde
In der Mythologie heißt es, dass Parvati
ursprünglich eine sehr dunkle Hautfarbe hatte, weswegen sie oft von ihrem Ehemann Shiva geneckt wurde. Eines Tages jedoch ging er mit seinen Späßen zu weit: Parvati fühlte sich sehr verletzt und beschloss, sich in die Berge zurückzuziehen und dort in strenger Askese zu leben.
Die Zeit verging und die dunkle Göttin übte sich weiterhin in schweren Übungen und Entbehrungen. Nach und nach wurde sie immer blasser, bis sie schließlich vollkommen hell geworden war. Seitdem wird sie nur noch Gauri, die Helle, genannt.
- Ardhanarisvara – Halb Mann, halb Frau
Das Götterpaar Parvati und Shiva werden oft als eine Person dargestellt. Als Ardhanarisvara bildet die
männliche und weibliche Körperhälfte der Götter eine Figur, durch die sich die zusammenhängende und sich ergänzende Natur der Geschlechter ausdrückt.
Der Sanskrit-Begriff Ardha-Narisvara bedeutet wortwörtlich ,,Herr, der zur Hälfte eine Frau ist‘‘. Während die rechte Hälfte dieser Darstellung mit den Symbolen und Verzierungen Shivas geschmückt ist, zeigt die linke Hälfte Parvati mitsamt ihrer Attribute (eine ordentliche Frisur, den roten Tilak auf der Stirn, eine wohlgeformte Brust, Seidenstoff und Fußkettchen).
Ardhanarisvara symbolisiert die Unzertrennlichkeit und gegenseitige Abhängigkeit des weiblichen und männlichen Prinzips.
Eine beliebte Erklärung für diese Figur stammt aus dem Shiva-Purana:
Der Schöpfergott Brahma befand sich gerade im Prozess, männliche Wesen zu erschaffen und trug ihnen auf, von sich aus ebenfalls neue Lebewesen entstehen zu lassen. Die Männer wollten seinem Befehl folgen und versuchten dies, blieben aber erfolglos.
Nach vielen gescheiterten Versuchen erschien Shiva in der Gestalt Ardhanarisvaras vor Brahma. Als dieser die Person sah, die zur Hälfte ein Mann und zur Hälfte eine Frau war, sah er seinen Fehler ein und begann, von nun an auch weibliche Wesen in die Welt zu setzen, um den Fortbestand der Lebewesen zu garantieren.