Karma Yoga
Karma Yoga – für mehr Selbstlosigkeit & Zufriedenheit im Alltag

Karma Yoga – für mehr Selbstlosigkeit & Zufriedenheit im Alltag

Wie man lernt, im Alltag ohne bestimmte Absicht und aus Egoismus zu handeln

Autorin: Inken Probst | 23.03.19

 

Karma Yoga – für mehr Selbstlosigkeit & Zufriedenheit im Alltag

Karma Yoga – erfährt man die Konsequenzen womöglich erst im nächsten Leben?

 

Yoga bedeutet nicht nur, regelmäßig zu meditieren und sich körperlich zu betätigen, also Asanas zu praktizieren, sondern Yoga beinhaltet noch viel mehr. Einer der 4 Wege des Yoga lautet Karma Yoga. Und dabei geht es darum, wie wir handeln, welche Gründe wir dafür haben und welche Ziele wir damit verfolgen

Was versteht man unter Karma Yoga?

Was versteht man unter Karma Yoga?

Der „Yoga der Tat“ wird in der heiligen Schrift Bhagavad Gita beschrieben, die ca. 200 v.Chr. geschrieben wurde und zu den meistübersetzten spirituellen Texten der Welt gehört. Karma Yoga beruht auf der Lehre von Karma, die kurzgefasst das Ursache-Wirkung-Prinzip auf jede menschliche Handlung und ihre Auswirkungen anwendet.

Da jede unserer Handlungen Folgen für unser Karma hat, sagt die Bhagavad Gita, dass es am besten wäre, gar nicht mehr zu handeln, damit man vermeidet, schlechtes Karma zu „sammeln“. Weil es aber unmöglich ist, nichts zu tun, sollen unsere Handlungen wenigstens losgelöst sein von bestimmten Zielen und Erwartungen.

Es geht um einen Weg des Handelns, der frei ist von Egoismus, Überheblichkeit und dem Streben nach Lob oder Anerkennung. Es geht nicht mehr darum, mit dem Handeln auf ein bestimmtes Resultat abzuzielen (und dann unglücklich zu sein, wenn es nicht erreicht wird), sondern es geht um selbstloses Handeln, bei dem die Tat selbst im Mittelpunkt steht.

Diese Art des Yoga, die sich wunderbar in jeden Alltag integrieren lässt, verändert unsere innere Einstellung zu unserem Leben und jeder Handlung und verhilft zu einem zufriedeneren Dasein.


Gut zu Wissen

 Was genau ist eigentlich Karma?

Gut zu wissen: Was genau ist eigentlich Karma?

„Karma“ lässt sich mit „Arbeit“ oder „Handlung“ übersetzten. Die Lehre von Karma beruht auf dem Gesetz von Ursache und Wirkung und sagt aus, dass jede Handlung ihre Konsequenzen hat.

Jede Handlung und sogar jeder Gedanke hat Einfluss auf unser eigenes Karma. Damit ist gemeint, dass jede Tat eine negative oder positive Wirkung in der Zukunft zur Folge hat und dass jede Erfahrung ihre Ursache in unserer Vergangenheit hat.

Doch das soll nicht dazu dienen, unser eigenes Leid oder das anderer Menschen als eigene Schuld abzustempeln. Denn man kann nie wissen, was die Folgen der eigenen Handlungen sein werden, da zwischen Ursache und Wirkung immer noch der Faktor des Göttlichen einberechnet werden muss.

Dadurch wird deutlich, dass wir keine Kontrolle über unser Leben und die Auswirkungen unserer Taten haben. Doch mit selbstlosen Taten, die uns richtig erscheinen, bei denen wir reine Freude oder Zufriedenheit verspüren und die wir freiwillig ausführen, einfach weil sie jetzt gerade anstehen, helfen uns dabei, gutes Karma zu sammeln.

Im Hinduismus und Buddhismus ist die Lehre von Karma eng verbunden mit dem Glauben an den Kreislauf der Wiedergeburten. Die Auswirkungen unsere Handlungen müssen sich deswegen nicht sofort bemerkbar machen. Weil das Ursache-Wirkungs-Prinzip über viele Lebensspannen hinweg gilt, erfährt man die Konsequenzen womöglich erst im nächsten Leben.


Was ist der Sinn von Karma Yoga?

Zusammenfassung: Was ist der Sinn von Karma Yoga?

  • Loslösung von allen egoistischen Zwecken unserer Taten und Gedanken
  • sich bewusst werden, dass hinter allem was geschieht ein höherer, göttlicher Sinn liegt
  • Veränderung der inneren Einstellung, um glücklicher und zufriedener zu leben
  • Befreiung von Überheblichkeit, Selbstsucht und Neid
  • lernen, Erfolgen und Misserfolgen gleichmütig gegenüberzustehen
  • man lernt Demut und Toleranz

Karma Yoga – Was ist der Sinn von Karma Yoga

Karma Yoga – Befreiung von Überheblichkeit, Selbstsucht und Neid

Wir sind nur Besucher auf diesem Planeten. Wir sind vielleicht höchstens 90 oder 100 Jahre hier. In dieser Zeit sollten wir etwas Gutes und Nützliches tun. Wenn wir zum Glück anderer beitragen, dann haben wir den Sinn des Lebens erkannt.“ (Dalai Lama)


Die 4 klassischen Wege des Yoga

Die 4 klassischen Wege des Yoga

 

Im Yoga unterscheidet man traditionell 4 verschiedene Wege, die Yogis und Yoginis zu einem glücklichen und zufriedenen Leben führen sollen. Zu ihnen gehört auch der Karma Yoga. Diese Wege lassen sich nicht strikt trennen, sondern sie sind miteinander verschlungen und beeinflussen einander.

  1. Bhakti Yoga

Auf dem Weg der Hingabe geht es um Demut und Dankbarkeit. Das bezieht sich zum einen auf die Hingabe auf Gott, aber es geht auch darum, dankbar dafür zu sein, ein Teil der Schöpfung zu sein.

 

  1. Karma Yoga

Auf dem Weg des Handelns geht es um Selbstlosigkeit. Der Yoga der Tat gilt als DER Weg zu Gott und zur Erlösung. In Kombination mit den anderen drei Wegen des Yoga erfährt man wahre und tiefe spirituelle Befreiung.

 

  1. Jnana Yoga

Auf dem Weg der Erkenntnis geht es um das Studium heiliger philosophischer Schriften, wodurch die Yogis und Yoginis die Wahrheit und die Wirklichkeit erkennen sollen.

 

  1. Raja Yoga

Unter dem Weg der Geisteskontrolle, auch „Königsyoga“ genannt, wird der achtstufige Pfad des Yoga zusammengefasst. Die 8 Pfade lauten Yama (Haltung gegenüber der Umwelt), Niyama (Umgang mit sich selbst), Asana (Körperübungen), Pranayama (Atemtechniken), Pratyahara (Rückzug der Sinne nach Innen), Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (innere Freiheit und Erleuchtung)

Kümmert euch nicht um das Resultat – konzentriert euch auf die Tätigkeit. Das Resultat kommt von selbst. Das ist eine sehr effektive Form der geistigen Praxis.“ (Eckhart Tolle)


Für wen ist Karma Yoga besonders geeignet?

Für wen ist Karma Yoga besonders geeignet?

Jeder Mensch sollte Karma Yoga praktizieren, denn es tut jedem Menschen gut, zu spüren, wie heilsam es ist, nicht permanent um sich selbst zu kreisen, sondern auch an andere Menschen zu denken.

Besonders Menschen, deren Selbstwertgefühl von äußeren Dingen abhängt und die auf der Suche nach einem neuen Selbstwertgefühl sind, das von innen kommt, sollten Karma Yoga üben.

Auch Personen, die sich von der Arbeit oder von der Gesellschaft ständigem und erträglichem Druck ausgesetzt fühlen, können durch das Üben von Karma Yoga zu mehr Gelassenheit und Gleichmut finden und sich von Ansprüchen an sich selbst und von anderen zu befreien.

Man sollte sich allerdings bewusst machen, dass es kein leichter Weg ist, bis man tatsächlich bei wirklich jeder Aufgabe absichtslos handelt und dafür kein Lob, keine Anerkennung und Gegenleistung erwartet. Man muss dazu bereit sein, alte Handlungs- und Denkweisen abzulegen!


Die 3 Pfeiler des Karma Yoga

Die 3 Pfeiler des Karma Yoga

In ihrem Buch „Karma Yoga: Auf dem sonnigen Weg durch das Leben“ beschreibt Karin Jundt drei Eigenschaften, die man benötigt, um die innere Einstellung zu verändern und ohne Absichten und Ziele zu handeln. Diese Eigenschaften bezeichnet sie auch als die Pfeiler des Karma Yoga.

  1. Urvertrauen

Man soll das Leben mit Urvertrauen in Gott und in sich selbst führen. Das bedeutet nicht, dass man resigniert alles akzeptieren soll, was geschieht, sondern die Gewissheit, dass man Gott vertrauen kann und dass hinter allem ein Sinn steckt, soll einem zu mutigem Handeln verhelfen, ohne permanent über Konsequenzen in der Zukunft nachzudenken.

 

  1. Selbstwertgefühl

Nur wer wahres Selbstwertgefühl hat, kann sich selbst mit all seinen guten und seinen verbesserungswürdigen Eigenschaften annehmen. Und dieses wahre Selbstwertgefühl gründet nicht auf materiellem Besitz, gutem Aussehen oder herausragenden Eigenschaften. Wäre dies der Fall, könnte uns unser Selbstwertgefühl jederzeit sehr einfach genommen werden.

Wahres Selbstwertgefühl gründet sich auf unserem Wert als menschliches Wesen. Schon allein weil ich bin, bin ich wertvoll. Reichtum, Intelligenz, Schönheit oder Macht sind dabei nicht von Bedeutung. Wer das erkennt, kann selbstbestimmt und unabhängig von Meinungen fremder Menschen, Lob und Anerkennung durchs Leben gehen.

 

  1. Gleichmut

Ereignissen mit Gleichmut zu begegnen, bedeutet, unangenehmen Situationen ohne Wertung und gelassen zu begegnen. Meistens sind es banale Situationen im Alltag, die bei uns Frustration und Leid auslösen.

Der überfüllte Bus auf dem Weg nach Hause, schlecht gelaunte KollegInnen oder eine sich anbahnende Erkältung: gleichmütig zu sein heißt, in solchen Situationen ohne negative Empfindungen zu reagieren, sondern sie als unabänderliche Ereignisse zu akzeptieren, ohne seine gute Laune davon beeinflussen zu lassen.

Wie wirkt Karma Yoga

Wie wirkt Karma Yoga

Karma Yoga – Die Wirkung von diesem Yogastil

Die Wirkung – es entwickeln sich Demut, Toleranz und Sympathie

  • man erledigt jede Aufgabe konzentriert und mit Hingabe
  • man begegnet dem Alltag mit allen Aufgaben mit Gelassenheit und Gleichmut
  • man löst sich von alten Gewohnheiten und Mustern
  • negative Empfindungen wie Egoismus, Neid, Arroganz, etc. verschwinden
  • es entwickeln sich Demut, Toleranz und Sympathie
  • man lebt in Harmonie mit Gott, der Umwelt und den Mitmenschen


Übungen für Karma Yoga im Alltag

Übungen für Karma Yoga im Alltag

  1. Mach dir deine Handlungen und Gedanken bewusst

Wenn man erstmal anfängt, darüber nachzudenken, was man den ganzen Tag tut und denkt, bemerkt man, wie sehr man dabei nur um sich kreist. Es geht viel darum, wie man sich seine eigene Freizeit und langfristig sein Leben schön und angenehm gestalten kann und wie man seine selbst gesetzten Ziele erreicht.

Finde heraus, welche Aufgaben du gerne machst und welche Aufgaben dir weniger leicht fallen. Mach dir bewusst, ob du die Dinge nur für Gegenleistungen tust und aus bestimmten Erwartungen heraus oder ob du sie gern machst, ohne dabei ein bestimmtes Ziel zu verfolgen.

 

  1. Tu immer das, was gerade nötig ist

Viele Personen neigen dazu, Aufgaben vor sich herzuschieben. Besonders wenn wir viele Dinge zu tun haben, handeln wir danach, worauf wir gerade Lust haben und worauf nicht. Mit diesem Aufschieben und dem Versuch, uns um Aufgaben zu drücken, verschwenden wir täglich eine Menge Energie. Die Lustlosigkeit, mit der wir die Dinge dann erledigen, führt dazu, dass wir den Alltag als trostlos und nervig wahrnehmen.

Wenn wir lernen, die Dinge mit Gleichmut zu erledigen, also ohne Abneigung, entwickelt sich mit etwas gutem Willen und Ausdauer die Regel, das zu tun, was gerade ansteht, ohne es zu hinterfragen. Am besten erledigt man die Aufgabe sofort, damit man gar nicht lange darüber nachdenken kann.

Wer sich dann mit Hingabe an jede Aufgabe setzt und diese konzentriert erledigt, lässt sich währenddessen nicht ablenken, sodass auch keine Unlust über die Tätigkeit entstehen kann. Auf diese Weise wird die Aufgabe schneller und gründlicher erledigt, was zu mehr Zufriedenheit führt.

 

  1. Erledige jede Aufgabe so gut wie es dir möglich ist

Wenn du jede Tat so gut wie möglich vollbringst, erlangst du anhaltende Zufriedenheit. Manchmal neigen wir dazu, lästige Aufgaben halbherzig zu erledigen. Das macht uns häufig ein schlechtes Gewissen und führt zu negativen Empfindungen.

Es geht hier nicht darum, alles perfekt zu machen, um es anderen recht zu machen oder um Kritik zu vermeiden. Sondern es geht darum, nach den eigenen Fähigkeiten so gut wie möglich zu arbeiten, damit man keine Schuldgefühle mit sich herumträgt, sondern mit sich selbst vollkommen zufrieden sein kann, wodurch man das Ergebnis, egal, ob es gut ausfällt oder nicht, mit Gleichmut akzeptieren kann.

 

  1. Engagiere dich in politischen oder sozialen Projekten

Wenn du merkst, dass du dich sehr um dich selbst drehst, dann such dir eine Aufgabe, die dir am Herzen liegt und mit der du anderen Menschen helfen kannst. Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten, wie du dich in Vereinen, Kirchen und karitativen Projekten ehrenamtlich einbringen kannst.

Wer bereits täglich sehr junge, sehr alte oder kranke Familienmitglieder versorgt und wer in einem sozialen oder pflegenden Beruf arbeitet, praktiziert übrigens schon täglich Karma Yoga. Dabei ist es nur wichtig, nicht auf Anerkennung und Lob aus zu sein, sondern selbstlos zu geben und sich selbst nicht so wichtig zu nehmen.

 

  1. Lass los

Lerne, die Dinge unabhängig vom Ergebnis zu tun. Erledige deine Aufgaben bei der Arbeit oder im Haushalt nicht, um dafür Anerkennung und Lob zu bekommen. Das sollte auch nicht der Grund für ehrenamtliches Engagement sein. Tu es für die Menschen, die die Hilfe brauchen und die es dir danken werden, auch wenn sie das nicht permanent laut aussprechen und dich loben werden.

„Halbherziger Dienst ist gar kein Dienst. Gib dein ganzes Herz, deinen Verstand und deine Seele, wenn du dienst. Das ist sehr wichtig, wenn du Karma Yoga betreibst. Manche Leute haben ihren Körper an einem Ort, ihre Gedanken an einem anderen, die Seele ganz woanders. Das ist der Grund, warum sich kein wesentlicher Fortschritt auf ihrem Weg erkennen lässt.“ (Swami Sivananda)


Inken Probst Autorin bei YOGA STILVOLL.

Inken Probst Autorin

Über Inken Probst als Autorin

Ich habe Germanistik studiert und dabei meine Freude am ausführlichen Recherchieren und Schreiben über Themen, die mir am Herzen liegen, entdeckt. Mit Yoga und Meditation kam ich während meiner ersten Schwangerschaft in Berührung und mittlerweile übe ich beides regelmäßig, um meinem häufig anstrengenden Alltag besser begegnen zu können und um mir eine Auszeit zu gönnen. Mit meinen Texten für YOGA STILVOLL möchte ich andere Menschen an meiner Leidenschaft für Yoga teilhaben lassen und auf verständliche Weise über wichtige und spannende Themen informieren.

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