Kapalabhati – Die Feueratmung

Kapalabhati – Die Feueratmung für mehr Energie

Die Feueratmung belebt und befreit den Geist

Stell dir vor, es gäbe eine Yoga-Übung, nach der du dich wach und voller Energie fühlen kannst und die dir gleichzeitig ein angenehm leichtes Gefühl im Kopf schenkt. Kapalabhati kann das und hat gleichzeitig noch weitere wichtige Vorteile für Körper und Geist zu bieten. Was diese Atemtechnik mit Kundalini-Yoga zu tun hat, welche besonderen Wirkungsweisen du an dir wahrnehmen kannst und wie du die Feueratmung ganz einfach selbst ausprobierst, erfährst du in diesem Artikel.

Was ist Kapalabhati?

Was ist Kapalabhati?

Der Begriff Kapalabhati bedeutet ,Schädelleuchten‘ und verweist auf das Gefühl der Leichtigkeit, das nach der Durchführung dieser Atemtechnik im Kopf entstehen kann. Im Yoga ist diese Atmung auch als Feueratmung oder Feueratem bekannt.

Kapalabhati ist eine Reinigungstechnik in der Yoga-Praxis, die normalerweise vor den asanas (Körperübungen im Yoga) und vor Pranayama-Techniken angewendet wird, um den Körper von inneren Verunreinigungen zu befreien. Die Feueratmung wird zur Reinigung der Kopfhöhlen angewendet, sie ist eine der sechs kriyas, die verschiedene Bereiche des Körpers ansprechen, um gezielt schädliche Stoffe abzubauen.

Kapalabhati kann in Kombination mit verschiedenen mudras (Handhaltungen) und bandhas (Muskelverschlüsse oder -kontraktionen) durchgeführt werden. Auf diese Weise kann die hervorgerufene Energie u.a. länger im Körper gehalten werden und sich dort weiter ausbreiten.

Während der Feueratmung wird die Bauchdecke stoßartig bewegt, der Atem wird kraftvoll durch die Nase ausgestoßen, wodurch ein deutlich wahrnehmbares Geräusch entsteht, das an einen Blasebalg erinnert.

Was hat Kapalabhati mit Kundalini-Yoga zu tun?

Kundalini-Yoga ist eine Variante des Hatha-Yoga. Ihr Gründer ist Yogi Bhajan, der sie auch international bekanntmachte.

Diese Yoga-Form besteht aus vielen anspruchsvollen Yoga-Übungen und Atemtechniken; ihr Ziel ist die Erweckung der Schlangenenergie Kundalini. Diese Lebensenergie soll mithilfe gezielter asanas geweckt und nutzbar gemacht werden. Dies geschieht u.a. durch die Aktivierung der sieben Chakren.

Eine Voraussetzung dafür ist die innere Reinigung des Körpers, d.h. der Abbau schädlicher Stoffe. Dazu eignet sich eine Atemtechnik wie der Feueratem/Kapalabhati besonders gut.

Auf diese 5 Dinge solltest du bei der Feueratmung achten:

Auf diese 5 Dinge solltest du bei der Feueratmung achten

Bevor du die Feueratmung selbst ausprobierst, solltest du folgende Hinweise beachten:

  • Achte auf eine freie Nase: Da deine gesamte Ein- und Ausatmung über die Nase stattfindet, sollte diese frei und sauber sein. Bei verstopfter Nase (z.B. wegen Schnupfen) solltest du Kapalabhati nicht durchführen.
  • Führe die Übung auf leeren Magen durch: Ein voller Bauch erschwert die raschen Atemstöße und kann sich sogar nachteilig auf dich auswirken. Versuche daher, mindestens eine Stunde vorher nichts mehr zu essen.
  • Steigere dich Schritt für Schritt: Übernimm dich nicht gleich zu Beginn, sondern erhöhe die Übungsdauer und Anzahl der Atemstöße (oder deren Geschwindigkeit) langsam. Es ist wichtig, dass du geduldig und entspannt bleibst und nichts erzwingst.
  • Schaffe kurze Pausen zum Durchatmen: Nach jeder Runde Kapalabhati entsteht meistens eine natürliche Atempause. Halte nach jeder Runde kurz inne, atme normal in den Bauch hinein und spüre das leichte Kribbeln oder Vibrieren in deinem Inneren.
  • Achte auf deine Bauchbewegungen: Dein Fokus sollte auf der Ausatmung liegen, dein Bauch wölbt sich dabei nach außen. Die Einatmung wird automatisch ihren eigenen Rhythmus finden. Bewege dein Zwerchfell möglichst bewusst – wenn du denkst, dass sich deine Atmung nicht richtig anfühlt, fahre die Geschwindigkeit der Atemstöße wieder etwas herunter.

VIDEO: KAPALABHATI – DIE FEUERATMUNG ODER DER LEUCHTENDE SCHÄDEL

VIDEO: KAPALABHATI - DIE FEUERATMUNG ODER DER LEUCHTENDE SCHÄDEL


Warum du auch im Alltag auf deine Atmung achten solltest:

Warum du auch im Alltag auf deine Atmung achten solltest:

Vielleicht kennst du das: Tagsüber hast du kaum Zeit, um dich zu besinnen, es gibt immer viel zu tun und viele Situationen sind stressig. Das ist nicht nur für dich anstrengend, sondern auch für Körper und Seele. Denn ohne kurze Pausen, in denen du dich ganz auf dich selbst konzentrieren kannst, entweicht dem Körper prana, die universelle Lebensenergie.

Auch in deinem Alltag kannst du dich bewusst auf deine Atmung konzentrieren.

Normalerweise nimmst du diese universelle Energie mithilfe deiner Atmung wieder auf. Dazu muss sich aber auch dein geistiger Zustand beruhigen. Durch eine bewusste Steuerung deiner Atmung kannst du dazu beitragen, dass weniger prana verloren geht. Denn ein ruhiger Geist ist gleichzusetzen mit ruhiger Atmung. 

Auch wenn es einfacher gesagt als getan ist: Versuche dich jeden Tag für ein paar kurze Momente auf deine Atmung zu konzentrieren und sie entspannt fließen zu lassen. Achte dann darauf, in den Bauchraum zu atmen. So nimmst du viel mehr Sauerstoff (und gleichzeitig prana) auf und entgiftest auf diese Weise deinen Körper.

Welche Wirkungen hat die Feueratmung?

Welche Wirkungen hat die Feueratmung?

Die Feueratmung ist auf den ersten Blick sehr simpel, kann von Anfänger*innen allerdings einiges an Geduld abverlangen. Durch regelmäßiges Üben, am besten mehrmals in der Woche, kannst du ihre Wirkungen jedoch intensivieren. Die folgende Liste beschreibt die 8 wichtigsten Auswirkungen auf Körper und Geist:

Kapalabhati …

  • ist fettverbrennend, da die Bewegungen des Zwerchfells während der Atmung wie eine kleine Massage für die Verdauungsorgane wirken und somit die Verdauung anregen.
  • erhöht den Sauerstoffgehalt im Blut, weil durch den schnellen Atemrhythmus mehr Sauerstoff aufgenommen wird.
  • befreit die Nasengänge, Nebenhöhlen und den Stirnbereich.
  • entsäuert und entgiftet den Körper, u.a. durch den Abbau von im Körper befindlichen Kohlendioxid.
  • schenkt ein erfrischendes und belebendes Gefühl und Klarheit im Kopf
  • kann bei häufigen Erkältungen, chronisch entzündeten Schleimhäuten und (Spannungs-) Kopfschmerzen Abhilfe verschaffen.
  • stärkt das Nervensystem und gleichzeitig das körperliche Durchhaltevermögen.
  • führt dazu, dass Atempausen länger gehalten werden können.

VIDEO: ANLEITUNG KAPALABHATI ATMUNG

VIDEO: ANLEITUNG KAPALABHATI ATMUNG


So kannst du Kapalabhati ganz einfach selbst ausprobieren:

So kannst du Kapalabhati ganz einfach selbst ausprobieren:

Kapalabhati ist ein sehr kraftvoller und schneller Atemrhythmus, bei dem vor allem das Zwerchfell und der Bauchbereich in Bewegung sind. Anders als bei der Wechsel- oder Bauchatmung findet hier kein gleichmäßiger Atemaustausch statt, denn der Fokus liegt auf der kräftigen Ausatmung, während der der Bauch mit einem Ruck eingezogen wird. Die Einatmung beträgt nur ein Viertel des gesamten Atemprozesses.

 

Achtung!

Du solltest Kapalabhati nicht anwenden, wenn du bereits unter einem hohen Blutdruck, unter Entzündungen im Bauchraum leidest oder gerade eine OP im Bauchbereich hinter dir hast.

Auch während der Schwangerschaft oder schweren Monatsblutungen ist von dieser Atemtechnik abzuraten!

 

Zur Vorbereitung:

  • Suche dir eine bequeme Sitzunterlage (das kann ein Kissen, eine Decke, eine Yogamatte oder auch ein Stuhl sein) und setze dich aufrecht hin.
  • Lege die Hand auf deinen Bauchnabel, um die Bewegungen während der Aus- und Einatmung gut nachvollziehen zu können. Das hilft dir auch dabei, eventuelle Fehler auszubessern.
  • Jede Runde der Feueratmung beginnt mit der Ausatmung. Pro Sekunde solltest du zwei Atemzüge schaffen.

 

Hier findest du eine einfache Anleitung, um die Feueratmung selbst auszuprobieren:

  • Setze dich aufrecht, mit gestrecktem Rücken und erhobenem Kopf, hin. Atme noch einmal intensiv ein- und aus, achte dabei darauf, dass du in den Bauchraum atmest.
  • Atme dann normal ein. Ziehe den Bauch bei der nächsten Ausatmung ruckartig ein, atme gleichzeitig mit einem Stoß durch die Nase aus – dabei entsteht ein schnaubendes Geräusch.
  • Löse die Spannung der Ausatmung, so dass du automatisch einatmest.
  • Führe nun ungefähr 25 dieser schnellen Atemstöße durch, auch wenn dir das Zählen wahrscheinlich zu Beginn schwerfällt. Halte die Spannung im Bauchraum bei jeder Ausatmung aufrecht; der Brustkorb sollte sich nicht bewegen.
  • Beende die erste Kapalabhati-Runde mit einer Ausatmung. Atme dann einige Male mit der Bauchatmung ein- und aus.
  • Die beste Wirkung erzielst du, wenn du bei jeder Sitzung mehrere Runden der Feueratmung durchführst. Deren Anzahl und Geschwindigkeit kannst du je nach Übungsstand langsam steigern. Mit der Zeit wirst du außerdem bemerken, dass dir die einzelnen Atemstöße leichter fallen werden.
  • Bleibe nach der Übung noch eine Weile sitzen, konzentriere dich auf das entstandene Gefühl der Leichtigkeit im Stirn- und Kopfbereich und spüre nach, wie sich der Rest deines Körpers anfühlt.

Mach dir keine Gedanken, falls deine erste Kapalabhati-Übung nicht so funktioniert, wie du es erwartet hast. Erst mit regelmäßiger Übung und viel Geduld wirst du deinen eigenen Rhythmus finden und die besonderen Wirkungsweisen dieser Atemtechnik bewusst an dir wahrnehmen können.

Ich wünsche dir viel Energie und Freude beim Ausprobieren!

Hat dieser Text dir weitergeholfen oder dich sogar inspiriert? Oder hast du Anmerkungen, die du gerne teilen möchtest? Ich freue mich auf deine Meinung!

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Quellen und weiterführende Lektüre:

  • Kistenmacher, Gitta: Die Atemschule des Yoga – Übungsbegleiter zum tieferen Verständnis der Pranayama-Praxis. Darmstadt: Schirner Verlag, 2012.
  • Methfessel, Thomas: Yoga leicht gemacht. Einfach zu neuer Lebensfreude, Schönheit und Kraft. Oesch Verlag: Zürich, 2005.
  • Trökes, Anna: Das grosse Yogabuch. Das moderne Standardwerk zum Hatha-Yoga. München: Gräfe und Unzer Verlag, 2000.
  • Waesse, Harry; Kyrein, Martin: Yoga für Einsteiger. München: Gräfer und Unzer-Verlag, 2010. (eBook)



Autorin Sophie Dieck von Yoga Stilvoll

Sophie Dieck

Über Sophie Dieck als Autorin

Schon vor meinem Indologie-Studium faszinierten mich ganz unterschiedliche Bereiche der vielfältigen indischen Kultur. Während meiner Aufenthalte in Indien fielen mir oft Schnittpunkte zwischen Alltagskultur und jahrhundertealten philosophischen Traditionen auf, die sich—bewusst oder unbewusst—in den Leben der Menschen manifestiert hatten. Obwohl ich bereits seit langem Yoga in seiner ‚westlichen‘ Fitness-Form praktiziere, lernte ich erst vor ein paar Jahren eine Yogalehrerin kennen, die mir Yoga als allumfassende Philosophie nahebrachte. Durch meine Beiträge möchte ich dieses Wissen gut verständlich weitergeben und meinen Fokus auf die verschiedenen philosophischen Grundgedanken legen, um ein Gleichgewicht zwischen Theorie und Praxis zu schaffen.

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