Die Ursprünge des Jainismus und Buddhismus liegen im frühzeitlichen Indien. Beide Religionen entstanden in Reaktion (und Kritik) auf bestimmte Elemente der vedischen Religion und dem Aufstieg der Brahmanen. Sowohl Jainas als auch Buddhisten strebten eine egalitäre und gewaltlose Gesellschaftsform an.
Obwohl eine vegetarische Ernährung im Buddhismus nicht explizit vorgeschrieben war, verurteilten buddhistische Gelehrte u.a. die rituellen Tieropfer der vedischen Traditionen. Anhänger/innen sollten stets darauf bedacht sein, keinem Lebewesen Leid zuzufügen.
Auch im heutigen Jainismus stellt ein gewaltfreies Leben die moralische Grundlage aller Gläubigen dar. Wie im Buddhismus und späteren hinduistischen Traditionen spielt die Ansammlung bzw. die Vermeidung von Karma eine wichtige Rolle.
Durch jegliche Form von Gewalt wird das meiste Karma angehäuft. Um diesem Kreislauf zu entgehen, sollen die Jainas es vermeiden, selbst die kleinsten Lebewesen in Luft, Feuer, Wasser und Erde zu verletzen.
Anders als Hinduismus und Buddhismus, beschäftigt sich der Jainismus systematisch mit dem Prinzip der Ahimsa. Demnach gibt es drei Arten der Gewalt:
- Physische Gewalt—das Töten, Verletzen oder Zufügen körperlichen Schmerzes
- Gewalt in Worten—der Gebrauch von rauer Sprache, Beschimpfungen, etc.
- Mentale Gewalt—schlechte Gedanken, negative Meinungen oder sogar Hassgefühle anderen Menschen gegenüber
Diesen Punkten zufolge handelt ein Mensch entweder selbst gewaltvoll oder begünstigt und toleriert Gewalt. Auch wenn ein komplett gewaltfreies Leben nicht als realistisch angesehen wird, sollte jede Person das Ziel haben,
so wenig Gewalt wie möglich in die Welt zu
bringen.
Im Jainismus wird außerdem zwischen vier verschiedenen Arten der Verletzung unterschieden:
- Zufällige Verletzung—sie entsteht durch tägliche Aktivitäten wie Kochen, Graben, Fortbewegen usw.
- Berufsbedingte Verletzung—bestimmte Berufsgruppen verletzen Lebewesen allein durch ihre jeweiligen Tätigkeiten. Dazu zählen z.B. Soldaten, die Töten müssen, aber auch Bauern, die durch das Umpflügen des Bodens Millionen kleiner Lebewesen schaden.
- Abwehrende Verletzung—hierzu zählen Selbstschutz und die Verteidigung der eigenen Person oder Familie in bedrohlichen Situationen.
- Absichtliche Verletzung—das bewusste Töten oder Schlachten von Tieren fällt unter diesen Punkt, aber auch jede andere mutwillige Verletzung anderer.
Da nicht jeder Mensch zum Asketentum übertreten kann, um sich einem komplett gewaltfreien Leben zu widmen, besteht im Jainismus zumindest das Gebot,
jede absichtliche Verletzung zu
vermeiden und in allen Bereichen des Lebens darauf zu achten, schadlos zu handeln.